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Sonntag, 04. Juni 2023

Betreibt Groupon Social Commerce?

Das US amerikanische Couponing Unternehmen Groupon ist immer wieder in den Nachrichten zu finden. Ich möchte mir das heute unter dem Aspekt „Social Commerce“ ansehen. Bzw. die Frage stellen, ob man hier überhaupt davon sprechen kann.

Community Shopping bei Groupon

Das Geschäftsmodell von Groupon ist denkbar einfach:
Bei Groupon können Unternehmen Rabatt-Coupons für ihr Geschäft anbieten. Der Deal kommt zustande, wenn eine bestimmte Anzahl von Interessenten zuschlägt.
Die Website selbst behält ein Entgelt, typischerweise rund die Hälfte des Gutschein-Werts.

Source: faz.net via Geistreich78 on Pinterest

Groupon wird deshalb als Community Shopping bezeichnet, da erst durch die Gruppenteilnehmer die oben erwähnten Rabatte ermöglicht werden.

Ist Groupon Social Commerce?

In meinem Artikel „Was ist Social Commerce“ habe ich einige Definitionen des Begriffs vorgestellt.
Auch für Groupon stellen sich die Fragen:
  • Inwieweit ist der Kunde in den Kaufprozess einbezogen?
  • Wie kann der Kunde Produkt oder Dienstleistung mitgestalten?
  • Wie sieht die Vernetzung der Nutzer aus?
  • Wird das Produkt von den Nutzern vermarktet und vertrieben?
  • Beruht die Geschäftsidee auf einem Crowdsourcing – sind die Nutzer direkt an der Finanzierung beteiligt?
Für mich müssen mehrere der Faktoren zutreffen, damit ich sagen würde: Hier liegt Social Commerce vor.
Der Kunde wird nicht in den Kaufprozess einbezogen! Es wird lediglich eine gewisse Mengenvorgabe gesetzt, damit ein sogenannter „Deal“ zustande kommt. Es ist quasi der Mengenrabatt, der erreicht werden muss.
Eine Mitgestaltung am Produkt oder der Dienstleistung ist nicht möglich. Die Händler stellen bei Groupon ihre Angebot ein. Diese müssen unverändert so gekauft werden. Aufgrund der großen abgesetzten Mengen und der Discountpreise ist eine kundenspezifische Beratung oder Auswahl gar nicht machbar.
Eine Vernetzung der Nutzer auf der Plattform findet nicht statt. Natürlich unterhält Groupon eine Facebook Seite und einen Blog (die Links finden sich am Ende des Artikels). Doch ist das unter Social Media Marketing einzuordnen. Im Vordergrund steht nicht das Netzwerken der Kunden und Nutzer untereinander, sondern die Kundenkommunikation des Unternehmens. Ein Facebook Auftritt ist ja heutzutage Pflicht, um seine Inhalte dort hinzubringen, wo die Masse sich im Netz aufhält.
Bestandteil der Webseite ist Recommendation Marketing. Prominent im obersten Balken der Seite findet sich ein Formularfeld für die Eingabe der eMail Adresse. Jedes Angebot lässt sich Freunden empfehlen, via Share Buttons an Facebook, Twitter, StudiVZ und eine eMail senden. Dies ist mittlerweile fester Bestandteil vieler Onlineshops geworden.
Aufgrund immer wieder aufkommender Kritik an Groupon und regelmäßigen negativen Meldungen zu missbräuchlichen Angeboten, schlechtem Umgang mit Mitarbeitern, etc. muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass ein Unternehmen, das stark vom Empfehlungsmarketing seiner Kunden abhängig ist, sich gleichzeitig stark von seinem Ruf abhängig macht. Nur wer ein positives Image, eine perfekte Außendarstellung, nachweisen kann, wird auch weiter empfohlen!

Was macht den Erfolg von Groupon aus?

Eine entscheidende Frage ist außerdem: Worin liegt der geschäftliche Erfolg?
Paul Marsden ist der Meinung, dass der gemeinsame Einkauf einer Community, einer großen Menge von Menschen, um einen besseren Preis zu erzielen, der Kern von sozialer Interaktion ist. Dadurch verschiebt sich die Balance vom Hersteller / Verkäufer hin zu den Kunden – nach dem Motto „Wir sind stärker, als Ich“.
Jedoch ist das aus mehreren Gründen ein schwaches Argument:
  • Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass sich die Community schon vor Groupon gebildet hat, um so zu handeln.
  • Vielmehr ist es doch so, dass Groupon eine so große Nutzerzahl hat, weil der Anschein von besonders günstigen Angeboten erweckt wird – man ein Schnäppchen erzielen kann.
  • Wie Sarah Tavel sehr gut anmerkt geht es doch beim eCommerce letztlich auch nur darum, dass die Kunden den günstigsten Preis erzielen wollen.
  • Es ist fraglich, ob man überhaupt von einer Community sprechen kann! Für diese Bezeichnung fehlt die Interaktion und Kommunikation der Nutzer untereinander.
Einem Aspekt möchte ich mich noch ausführlicher widmen:
Angebot und Nachfrage sind klassische Bestandteile jeder Marktwirtschaft. Die Idee die Einkaufsmacht zu bündeln ist altbekannt. Es gibt Einkaufsgemeinschaften, Einkaufsgenossenschaften, Kaufclubs, und vieles mehr. Doch auch das trifft hier nicht zu.
  • Groupon hat keinen Auftrag der Kunden / Nutzer erhalten für sie tätig zu werden
  • Üblicherweise handelt es sich bei einer Einkaufsgemeinschaft um eine feste Gruppe, die sich nur zu dem Zweck des Einkaufs, meistens auch von bestimmten Produkten, zusammengefunden hat. Denken wir an Genossenschaftsbanken (VR Bank, Raiffeisenbank), Wohnungsbaugenossenschaften, Molkereien – die Liste ließe sich sehr lange fortsetzen.
  • Außer dem Ziel einen günstigen Preis zu erzielen sehe ich keinen Grund bei Groupon zu sein.
  • Klassisch kann ich nur dann einen Druck auf den Verkäufer ausüben, wenn einem Verkäufer viele Kunden gegenüber stehen. Auf Groupon werden aber ständig wechselnde Deals, von laufend wechselnden Verkäufern angeboten. Zudem ist die Zahl der Deals in der Regel begrenzt. Somit kommt ein freier Markt gleich gar nicht zustande.

Fazit

Groupon ist kein Social Commerce im engeren Sinn!

Es nutzt mehrere Social Media Elemente, um seine Angebote bekannt zu machen und die Zahl der Nutzer zu steigern. Wie man an der letzten Grafik sehen kann, muss aber erst noch bewiesen werden, ob ein nachhaltiges Geschäftsmodell geschaffen wurde.

Der langfristige Geschäftserfolg hängt zudem stark von der Reputation des Unternehmens ab. Hier liegt momentan ein große Gefahr, da es Groupon nicht gelingt dauerhaft aus den negativen Schlagzeilen zu entfliehen. Vielleicht sind gerade auch in Deutschland die Verbraucher besonders vorsichtig. Herrscht doch bei uns die Mentalität: Was so billig ist, muss einen Haken haben.

Groupon sollte also nicht nur Social Media nutzen, um den Absatz zu steigern, sondern auch, um sein Image zu pflegen. Für Transparenz und Kundennutzen sorgen. Gerade hierin liegt die Stärke von sozialen Netzwerken – auf die Rückmeldung, Anfragen und Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Sie dort zu treffen, wo sie sich aufhalten. Und darauf zu achten, nicht nur präsent zu sein um primär die eigenen Produkte zu verkaufen.

Weblinks

Hier eine Übersicht interessanter Links zum Thema:

Letzte Änderung: 15:31:52 – 2018-05-07

Stefan Hoffmeisterhttps://geistreich78.info
Stefan Hoffmeister ist Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen (IHK) und Social Media Manager (ILS). Seit Herbst 2012 bloggt er hier auf geistreich78.info. Er war mehrere Jahre als Multichannel-E-Commerce Händler mit Fitness- und Gesundheitsartikeln aktiv.

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